Eine Brücke zwischen den Kulturen und eine Öffnung für die Zukunft : Fremdsprachenlernzentren als Katalysator?

Lugano, Schweiz - In einem neuen wissenschaftlichen Bericht, der vom China Media Observatory der Universita della Svizzera Italiana veröffentlicht wurde, werden die Rollen und Funktionen verschiedener Sprachunterrichtszentren und Kulturinstitute im Hinblick auf eine zunehmend polarisierte und komplexe Welt untersucht. Der Bericht taucht tief in die kulturellen, politischen und sozialen Werte ein, die im Prozess des Lehrens und Lernens von Fremdsprachen verankert sind, und unterstreicht die Bedeutung dieser Institutionen bei der Bewältigung globaler Herausforderungen und dem Bemühen, eine gemeinsame Zukunft für die Weltgemeinschaft aufzubauen.

Konfuzius-Institut

Unter der Leitung von Dr. Zhan Zhang, Forscher am CMO, wurde eine vergleichende Analyse des British Council, des Goethe-Instituts, des Konfuzius-Instituts und des Zentrums für Sprachenerziehung und -kooperation (CLEC) durchgeführt. Die vielseitigen Funktionen der Sprachlehrzentren wurden erforscht, indem ihre Mission, ihre strategischen Pläne, ihre Präsenz und ihre Aktivitäten anhand von Managementerklärungen und archivierten Webdaten zwischen 2013 und 2022 analysiert wurden. Diese Zentren fungieren nicht nur als kulturelle Emissäre, sondern dienen auch als Räume, um den kulturellen Austausch zu fördern, Stereotypen in Frage zu stellen und den Respekt füreinander zu fördern.

Konfuzius-Institut

Der Bericht hebt die Unterschiede zwischen den Begriffen "Kulturbeziehungen", "Kulturdiplomatie" und "Public Diplomacy" hervor, die von den ausgewählten Institutionen zur Definition ihrer (vielfältigen) organisatorischen Ziele verwendet werden. Der British Council zeichnet sich durch einen sehr flexiblen und dynamischen Ansatz für den kulturellen Austausch aus und unterstreicht damit seine enge Verbindung zu den Kulturbeziehungen. Seine Englischlernprogramme gehen über die bloße Verbindung mit Großbritannien hinaus, indem sie Sprachkenntnisse zu einem Mittel machen, um die Jugend der Welt, insbesondere in den Schwellenländern, bei ihrem Streben nach internationalen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu unterstützen. Darüber hinaus beweist der British Council durch seine weltweiten Kunst- und Kulturprojekte sein Engagement für Offenheit, kulturelle Vielfalt und Nachhaltigkeit.

Im Gegensatz dazu legt das Goethe-Institut besonderen Wert auf die Förderung deutscher Interessen und gemeinsamer politischer Werte, die die Einheit Europas stärken. Im Einklang mit dem Konzept der Public Diplomacy betrachtet das Institut das Erlernen der deutschen Sprache als Türöffner zum Arbeitsmarkt und zur Gesellschaft in Deutschland. Mit einem regionalen Schwerpunkt auf Europa will es die gesamteuropäische Zusammenarbeit, die kulturelle Integration und das Bewusstsein für die europäische Staatsbürgerschaft erleichtern. Die Freiräume und Netzwerke, die das Goethe-Institut weltweit bereitstellt, dienen als Plattform für Debatten innerhalb der deutschen Gesellschaft und tragen zur Schaffung einer weltweiten Lerngemeinschaft bei.

Das Konfuzius-Institut, das sich als Beispiel für Kulturdiplomatie hervortut, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Multikulturalismus zu fördern und eine harmonische Welt zu schaffen. Während sich seine kulturellen Aktivitäten auf die chinesische Kultur konzentrieren, weist der Bericht darauf hin, dass seine Beiträge zu aufkommenden globalen Themen nicht spezifisch genug sind. Das Institut hat digitale Technologien schnell integriert und ein umfassendes Online-System eingeführt, das eine schnelle und effektive Anpassung an die Herausforderungen der Pandemie ermöglichte. Darüber hinaus zeugt das in den Jahren der Pandemie neu gegründete Zentrum für sprachliche Bildung und Zusammenarbeit (CLEC) von Chinas Engagement für die Förderung einer globalen Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit. Im Gegensatz dazu weist der Bericht auf die Grenzen des Online-Profils des CLEC hin, das sich hauptsächlich auf das Erlernen der chinesischen Sprache konzentriert und weniger Anstrengungen unternimmt, um die chinesische Kultur zu fördern und sich über China hinaus für universelle Themen zu engagieren.

Vor dem Hintergrund geopolitischer Entwicklungen und komplexer Krisen wie dem Brexit, der Covid-19-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine haben sich in Europa die politischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Spannungen verschärft, was zu einem Umdenken bei der Entwicklung der Kulturpolitik in der Region geführt hat. Der British Council und das Goethe-Institut reagierten mit Aufträgen, die mit den nationalen und regionalen Interessen übereinstimmten, wobei der British Council die nationalen Interessen betonte und das Goethe-Institut den regionalen Interessen Vorrang einräumte, wodurch eine Rückbesinnung auf das europäische Bewusstsein und die demokratischen Werte gestärkt wurde. Was die Zentren für den Unterricht der chinesischen Sprache betrifft, so brauchten sie relativ gesehen länger, um sich an das sich rasch verändernde geopolitische Umfeld anzupassen. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels hin zu einer kulturübergreifenden Perspektive, die über die von der Kulturdiplomatie und der öffentlichen Diplomatie definierten Grenzen hinausgeht, um gemeinsame Werte und Zukunftsvisionen durch Sprachlernzentren wirksam zu vermitteln. Darüber hinaus gibt der Bericht einige aufschlussreiche Empfehlungen zum Einsatz diskursiver Strategien, um die Sichtbarkeit und das Bewusstsein für Chinas Bemühungen um sprachliche und kulturelle Förderung in Europa und darüber hinaus zu erhöhen.